Seit Juni 2025 sind die Verhandlungen über die Green Claims Directive auf Eis gelegt, nachdem die EU-Kommission bekannt gegeben hat, dass sie den Vorschlag aufgrund mangelnder Unterstützung und Bedenken hinsichtlich der Anforderungen an KMUs zurückziehen wird.
Einige Kritiker argumentierten, dass die Richtlinie nicht zur Vereinfachung, Deregulierung und Förderung der Wettbewerbsfähigkeit in der EU beitrage. Derzeit variiert die Unterstützung verschiedener EU-Märkte, wobei einige Mitgliedstaaten auf eine Fortsetzung der Verhandlungen drängen, während andere ihre Unterstützung vollständig zurückgezogen haben. Es ist möglich, dass ein geänderter Entwurf wieder Zustimmung findet, aber die Lage ist noch unklar.
Während auf mehr Klarheit gewartet wird, untersuchen wir einige der zu erwartenden Auswirkungen auf Unternehmen und wie man sich angesichts der sich wandelnden Lage verhalten sollte.
Was ist die EU Green Claims Directive?
Die Richtlinie über umweltbezogene Angaben (Green Claims Directive) ist ein Gesetzesentwurf der EU, der darauf abzielt, Greenwashing durch Unternehmen zu bekämpfen und Verbraucher:innen vor irreführenden Umweltangaben zu schützen. Er gilt für alle Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen auf dem EU-Markt verkaufen. Die Richtlinie zielt darauf ab, Folgendes zu gewährleisten:
- Eindeutige Kriterien zu schaffen, wie Unternehmen ihre Umweltangaben und -labels nachweisen müssen.
- Anforderungen zu stellen, dass diese Aussagen und Labels von einer unabhängigen und akkreditierten Prüfstelle verifiziert werden müssen.
- Neue Vorschriften für die Verwaltung von Umweltlabels, um sicherzustellen, dass diese solide, transparent und zuverlässig sind.
Welche Auswirkungen hätte die Aufhebung der Green Claims Directive?
Die Aufhebung der Green Claims Directive dürfte keine wesentlichen Auswirkungen auf die Regulierung von Umweltangaben in Europa haben. Viele Mitgliedstaaten haben bereits Maßnahmen zur Durchsetzung und weitere Leitlinien zur Regulierung von Greenwashing eingeführt. Beispielsweise hat Frankreich ein Anti-Greenwashing-Leitfaden und ein Fast-Fashion-Gesetz eingeführt sowie internationale branchenweite Vorschriften, zum Beispiel für die Luftfahrtindustrie.
Neben der Durchsetzung auf nationaler Regierungsebene steigt auch das Bewusstsein von Verbraucher:innen für Umweltangaben und damit auch die Prüfung bestimmter Aussagen und Labels, auf den von ihnen gekauften Produkten und Dienstleistungen. Es ist wichtig, dass Unternehmen weiterhin die internationalen Best Practices für Umweltangaben befolgen, wie sie in der Green Claims Directive und anderen Vorschriften festgelegt sind. So können sie unbeabsichtigte Irreführungen der Verbraucher:innen und mögliche Greenwashing-Vorwürfen vermeiden.
Außerhalb der EU beobachten wir ähnliche regulatorische Entwicklungen in diesem Bereich. In China beispielsweise verpflichtet die im Juli 2024 in Kraft getretene Verordnung zum Schutz von Verbraucherrechte und -interessen Unternehmen dazu, Verbraucher:innen die erforderlichen Informationen zur Verfügung zu stellen und irreführende oder täuschende Angaben zu vermeiden. In Kanada hat das Amt für Wettbewerb den Competition Act um Maßnahmen gegen Greenwashing ergänzt und einen Leitfaden für Unternehmen zum Thema Greenwashing veröffentlicht.
Strengere Vorschriften im Bereich von Umweltangaben sind ein allgemeiner Trend, den wir weltweit beobachten und der sich unserer Meinung nach fortsetzen wird.
Welche weiteren Vorschriften gibt es in Europa zur Durchsetzung von Umweltangaben?
Ab September 2026 soll eine weitere Richtlinie mit Beschränkungen für Umweltangaben in der EU, die Richtline über Verbraucherrechte (Empowering Consumer Directive), von den Mitgliedstaaten umgesetzt werden. Diese Richtlinie sieht unter anderem Folgendes vor:
- Verbot der Verwendung allgemeiner Umweltangaben wie „umweltfreundlich” oder „grün”;
- zusätzliche Anforderungen für Angaben zur zukünftigen Umweltleistung
- die Einführung von Nachhaltigkeitskennzeichnungen durch ein zugelassenes Zertifizierungssystem
- sowie das Verbot von Angaben wie „CO2e-Neutralität”, wenn diese auf CO2e-Ausgleichen basieren.
Diese Richtlinie ergänzt die bestehende Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken und die Richtlinie über Verbraucherrechte.
Was bedeutet das für Unternehmen, die mit Umweltangaben für ihre Produkte werben?
Angesichts der Komplexität des regulatorischen Umfelds und des wachsenden Bewusstseins der Verbraucher:innen für Umweltangaben ist es wichtiger denn je, dass Unternehmen bei Umweltangaben bewährte Verfahren befolgen. Hierbei sollte die Zustimmung von Kolleg:innen aus den Bereichen Marketing, Recht und Nachhaltigkeit sichergestellt werden. Unternehmen sollten das regulatorische Umfeld weiterhin genau beobachten und sich auf die Einhaltung der Richtlinie zur Stärkung der Verbraucherrechte bis September 2026 vorbereiten, auch wenn die Richtlinie über Umweltangaben zurückgezogen wird.
Es besteht auch die Möglichkeit, in Ihrer Nachhaltigkeitskommunikation entschlossen und wirkungsvoll aufzutreten. Da viele Unternehmen aus Angst vor negativen Reaktionen ihre Klimaschutzmaßnahmen nur unzureichend oder gar nicht kommunizieren (sogenanntes „Greenhushing“), haben Unternehmen, die den Schritt gehen und transparent und konsequent kommunizieren, die Chance, Marktführer zu werden. So können diese von einem gestiegenen Vertrauen der Verbraucher:innen profitieren, insbesondere bei der wachsenden Zahl bewusster Konsument:innen.
Wie wir helfen können
Die Verifizierung durch Dritte ist für Unternehmen ein entscheidendes Mittel, um ihren Aussagen Glaubwürdigkeit und Stringenz zu verleihen und das Vertrauen ihrer Kunden und anderer Interessengruppen zu stärken. Als Assurance-Expert:innen mit zwei Jahrzehnten Erfahrung in der Verifizierung der CO2e-Bilanz von Produkten und als führende Instanz bei der Entwicklung des ersten Standards fürdie Klimabilanzierung von Produkten im Jahr 2007 ist Carbon Trust bestens aufgestellt, um Ihnen dabei zu helfen, Aussagen zu treffen, die einer kritischen Prüfung standhalten.
Ein anerkanntes Umweltlabel, überprüft durch eine unabhängige Instanz wie das Carbon Trust Label hilft Ihnen dabei, Kunden Ihre Maßnahmen zur Emissionsreduktion auf transparente und wirkungsvolle Weise zu vermitteln. Unser Label war das erste seiner Art, wurde 2008 eingeführt und hat sich seitdem zum weltweit anerkanntesten CO2e-Label entwickelt, welches auf Produkten in über 40 Ländern zu finden ist, darunter Tetra Pak-Verpackungen, Nescafe-Kaffee und Sony-Kopfhörer.
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