Mit einem Massenbilanzansatz den Kundenwunsch nach CO₂e-ärmeren Produkten erfüllen

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Conventional approach versus mass balance approach (click-through)

Angesichts der Vorschriften, der bevorstehenden CO2e-Zölle und einer allgemeinen Verschiebung der Kundennachfrage, prüfen zukunftsorientierte Unternehmen den Business Case für CO2e-ärmere Produkte. Der Ersatz konventioneller Inputs in Fertigungsprozessen durch nachhaltige Alternativen, wie  recycelte Materialien oder erneuerbare Energien, wird einen erheblichen Einfluss auf die CO2e-Reduktion der resultierenden Produkte haben. Die Umsetzung dieser Maßnahmen in einer separaten Anlage oder Produktionslinie ist jedoch kostspielig und nicht immer notwendig, da sie möglicherweise nicht zu einem physisch unterscheidbaren Produkt führt.

Der Massenbilanzansatz ermöglicht es Herstellern, die in Nachhaltigkeit investieren, die Emissionsreduktionen einer Teilmenge ihrer Produkte zuzuordnen und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Gesamtmenge der nachhaltigen Materialien berücksichtigt wird. Auf diese Weise können sie Produkte mit einer besseren CO2e-Bilanz anbieten.

Dieser Ansatz setzt sich bereits in den chemischen und metallverarbeitenden Industrien durch, die in der Regel Rohstoffe in außergewöhnlich großen Mengen herstellen. Auch Unternehmen außerhalb dieser Branchen können von diesem Ansatz zur Klimabilanzierung profitieren, z.B:

  • Ein Automobilunternehmen, das nach und nach recycelten Stahl anstelle von neuem Stahl in seinen Produkten einsetzt.
  • Ein Verpackungsunternehmen, das einen Teil seines Stroms vor Ort aus eigenen Solaranlagen erzeugt.
  • Ein Süßwarenhersteller, der Kakao, dessen Produktion mit Landnutzungsänderungs-emissionen verbunden ist, schrittweise durch Kakao aus einer Produktion ohne Waldrodung ersetzt.
  • Ein Unternehmen in der Fertigunsindustrie , das Biomethan beschafft, um den Erdgasverbrauch für einen Heizprozess zu senken.
  • Ein Logistikunternehmen, das CO2e-arme  Kraftstoffe beschafft, um die Emissionsintensität des transportierten Frachtguts zu senken.
     

Erläuterung der Massenbilanz

Der Massenbilanzansatz ermöglicht es Unternehmen, Anteile nachhaltiger Inputs, die die CO2e -Emissionen pro Einheit senken, bestimmten Produkten zuzuordnen. Anstatt geringfügige Emissionsreduktionen für alle Outputs auszuweisen, kann das Unternehmen die gesamten Emissionsreduktionen   einer bestimmten Produktversion zuweisen, die dann eine deutlich bessere CO2e-Bilanz aufweist.

Betrachten wir  einen Stahlhersteller, der 950 Tonnen Neustahl und 50 Tonnen recyceltes Material zu Stahlblechprodukten verarbeitet. Normalerweise würde die Klimabilanz des Produkts diese Anteile an neuen und recycelten Materialien widerspiegeln. Im idealen Fall könnte der Hersteller das recycelte Material trennen, um eine gesonderte Produktversion aus 100% recycelten Materialien herzustellen und diese als das nachhaltigere Produkt zu verkaufen. In den meisten Fällen ist eine physische Trennung des Herstellungsprozesses jedoch nicht realisierbar. Darüber hinaus führt das Anhalten und Neustarten der Produktion, um von Primärstahl auf nachhaltigen Stahl umzustellen, nur zu Ineffizienz, und damit zu steigenden Emissionen  im Prozess.

Mit der Massenbilanz   kann der Hersteller die Emissionsreduktionen aus den 5% recycelten Inputs, ohne physische Trennung, zu 5% seiner Produktion zuordnen. Diese Produkte werden als nachhaltig mit einer niedrigeren CO2e-Bilanz verkauft, während die restlichen 95% als „konventionell” verkauft werden. Dies ermöglicht einen Aufpreis für Nachhaltigkeit ohne physische Trennung der Materialien.

 

Der Massenbilanzansatz ist nur gültig, wenn alle drei folgenden Bedingungen erfüllt sind:

  • Nachhaltige und konventionelle Materialien müssen austauschbar sein; beispielsweise müssen recycelter und neuer Kunststoff im Endprodukt die gleiche Funktion erfüllen.
  • Die Materialien werden während der Produktion regelmäßig gemischt.
  • Die Trennung der Materialien muss technisch oder wirtschaftlich nicht möglich sein. 

Durch die angemessene Anwendung des Massenbilanzansatzes können Unternehmen ihren Kunden nachhaltigere Produkte anbieten und:

  • Praxisnahe Emissionsreduktionen des Betriebs und der Wertschöpfungskette schrittweise erreichen, indem sie nach und nach nachhaltige Alternativen einführen.
  • Weitere Initiativen zur Emissionsreduktion finanzieren, indem sie für Produkte aus nachhaltigen Rohstoffen einen Aufpreis fuer Nachhaltigkeit erheben. Dadurch entstehen neue Einnahmequellen und der Business Case für weitere nachhaltige Investitionen wird gestärkt.
  • Kunden dabei unterstützen, ihre eigene Klimabilanz zu verbessern, indem sie die Emissionseinsparungen des Produktes in ihre eigenen Strategien zur Emissionsreduktion einbeziehen.
  • Das Produkt und das Unternehmen auf dem Markt differenzieren, und damit einen Wettbewerbsvorteil erlangen.
     

Der Massenbilanzansatz in Fußabdruckstandards

Das Interesse an der Verwendung des Massenbilanzansatzes in der CO2e-Bilanzierung entstand nach den neusten Aktualisierungen weltweit anerkannter Fußabdruckstandards, wie den Standards des Greenhouse Gas Protocol für Produkte und Wertschöpfungsketten (Scope 3), ISO 14064-1 und ISO 14067.

Obwohl diese Standards zur Klimabilanzierung derzeit von technischen Arbeitsgruppen (unter Beteiligung von Mitgliedern des Carbon Trust) überarbeitet werden und voraussichtlich in künftigen Versionen die Massenbilanzierung berücksichtigen werden, enthalten sie derzeit keine expliziten Leitlinien für deren Anwendung in der CO2e-Bilanzierung.

Leitlinien zur Rückverfolgung der Eigentumsverhältnisse von Materialien gibt es außerhalb dieser offiziellen Fussabdruckstandards in ISO 22095 und bald auch in ISO 13662, welche die Produktkette  beschreiben. Darüber hinaus können Zertifizierungen der Produktkette , wie ISCC Plus und REDcert den Fluss nachhaltiger Materialien durch die Lieferketten verifizieren. Diese Zertifizierungssysteme können nachweisen, dass das Unternehmen die von ihm angegebenen nachhaltigen Ressourcen sowohl gekauft als auch im Eigentum behalten hat.

Auch wenn es keine klaren Vorgaben des Greenhouse Gas Protocol und der ISO-Normen gibt, können Unternehmen die Massenbilanzierung anwenden, sofern sie:

  • Nachweise dafür vorlegen, dass die Menge der beschafften nachhaltigen Ressourcen mit der Menge übereinstimmt, die den Endprodukten zugeordnet wird. Zum Beispiel die zuvor erwähnten 50 Tonnen recycelter Stahl.
  • Nachweisen, dass die nachhaltigen Inputs rückverfolgbar sind und bestimmten Produkten so zugeordnet werden, dass Doppelzählungen oder eine Überbewertung des Umweltvorteils vermieden werden.
     

Wie man die Massenbilanz glaubwürdig nutzt

Da offizielle Leitlinien zu dieser Art von Klimabilanzierung fehlen, könnte es einige Unternehmen davon abhalten, den Massenbilanzansatz zu übernehmen, aus Angst, irreführende Angaben zu machen. Eine unabhängige Assurance durch Dritte hilft hierbei , indem sie Glaubwürdigkeit und Transparenz schafft.

Bei Carbon Trust betrachten wir den Massenbilanzansatz als glaubwürdigen Weg, um Ihre Fortschritte bei der Emissionsreduktion nachzuweisen und CO2-arme Produkte anzubieten. Dank unserer beratenden Rolle bei der Entwicklung von Standards wie ISO 14067 und dem GHG Protocol Product Standard können unsere Expert:innen Ihr Unternehmen bei der Einführung der Massenbilanz unterstützen, sei es durch:

  • Klimabilanzierung: Unsere Expert:innen helfen Ihnen bei der Berechnung der Klimabilanz Ihrer Produkte anhand des Massenbilanzansatzes und stellen sicher, dass die Zuordnungen korrekt und evidenzbasiert sind.
  • Assurance: Der Verifizierungsservice unseres unabhängigen Assurance-Teams gibt Unternehmen die Sicherheit, glaubwürdige Aussagen zu treffen.
  • Kommunikation: Verifizierte Produkte dürfen das Carbon Trust Label tragen, das in 40 Ländern angeboten ist.

Kontaktieren Sie uns, um mehr darüber zu erfahren, wie Sie Ihre Produkte in diesem sich wandelnden Markt erfolgreich positionieren können.