Die Rolle der Digitalisierung für einen besseren Wiederaufbau

Image
Telecommunications tower on Oiz mountain top

Technologie wird eine entscheidende Rolle bei allen Bemühungen um Konjunkturbelebung spielen, betonte Steve Martineau, COP26 High Level Climate Action Champions Lead for Mobile and ICT bei der United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC). „Die Zukunft wird digital sein“, erläuterte er dem Carbon Trust Corporate Sustainability Summit kürzlich. „Die vergangenen neun Monate haben den Stellenwert von digitalen Technologien aufgezeigt.“

Mark Evans, Chief Executive von O2, stimmte dem zu: „Wir müssen den Einfallsreichtum und die Fähigkeiten unseres Unternehmens einsetzen, um unseren Kurs neu auszurichten und eine nachhaltige, emissionsarme Zukunft einzuleiten.“

„Unser Weg zu Netto-Null kann andere Unternehmen darin bestärken, denselben Weg einzuschlagen“, ergänzte er. „Aber jeder Konnektivitätspfad zu Netto-Null muss mit der Bewältigung der Emissionen innerhalb der Branche beginnen.“

Der Technologiesektor ist ein zunehmend großer Energiekonsument und muss seine Emissionen durch Nutzung von mehr erneuerbarer Energie senken (was 80% der Bemühungen um Treibhausgasreduzierung ausmachen wird), sowie die Effizienz steigern. Allerdings überwiegt der positive Beitrag zur Wirtschaft, Martineau zufolge, die negativen Auswirkungen. „Der Sektor muss Emissionen erheblich senken, aber auch seine Leistungsfähigkeit einsetzen, um der restlichen Wirtschaft Emissionssenkungen zu ermöglichen“, sagte er. „Er hat das Potenzial, andere Branchen dabei zu unterstützen, ihre Emissionen um ein Vielfaches der eigenen zu reduzieren.“

„Der Mobilfunkmarkt macht 5% des BIP aus, ist aber für weniger als 1% der weltweiten Emissionen verantwortlich.“

Werttreiber

Das Mobiltelefon ist inzwischen Reiseticket, Schlüssel, Wecker, Taschenlampe und Kamera in einem. Wie Martineau erklärt: „Es ermöglicht es uns, Produkte zu teilen und Lebensmittelabfälle zu reduzieren, per Videoanruf medizinischen Rat zu erhalten und besser denn je remote zu arbeiten. Verkehrsemissionen können durch einen Umstieg vom Büro auf Telearbeit und Echtzeitinformationen über Mobiltelefon gesenkt werden. Trends wie diese werden Emissionen voraussichtlich in einer Größenordnung reduzieren, die 2 Mrd. Tonnen CO2e und damit etwa dem Emissionsumfang von Russland entspricht.“

Mobile und digitale Konnektivität kann Unternehmen jeder Größenordnung bei der Steigerung von Produktivität und Effizienz unterstützen, sei es durch flexibles Arbeiten, intelligente Zähler (Smart Meters) oder das Internet of Things“, ergänzte Evans. „5G-Netze werden ein wesentlicher Bestandteil einer emissionsarmen Zukunft sein. Moderne Konnektivitätslösungen sind dafür ausgelegt, Treibhausgase bis 2025 um bis zu 269 Mt zu reduzieren. Das belegt eindeutig, welche zentrale Rolle dieser Sektor für eine grünere Zukunft spielt.“

Dies sind, laut Martineau, alles Formen der Wertschöpfung für die Weltwirtschaft, die mit nur geringfügigen oder ohne zusätzliche Emissionen erreicht werden können. „Wir können solche Dienstleistungen weiterentwickeln und gleichzeitig unsere Emissionen senken.“ 

Lieferketten bleiben eine Herausforderung

Die Emissionen der Lieferkette zu senken ist weit schwieriger. ICT-Lieferketten sind sehr umfangreich, da Geräte aus Hunderten von Einzelkomponenten bestehen, die alle von verschiedenen weltweiten Anbietern geliefert werden. Diese Anbieter sind oftmals in Ländern ansässig, in denen der Zugang zu erneuerbaren Energien begrenzt ist. Deshalb gehen Unternehmen wie Apple Partnerschaften mit Zulieferern ein, um mit sauberer Energie betriebene Anlagen zu errichten. 

Eine weitere Grundvoraussetzung ist die Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft für die Entsorgung von ICT-Equipment, das aufgrund seiner Komplexität oftmals schwierig zu recyceln ist. „Geräte müssen langlebiger und öfter wiederverwendbar sein“, sagte Martineau. 

Digitale Energie ist die Zukunft

Angesichts der Weiterentwicklung der Vision einer Netto-Null-Welt fragte Lei Zhang, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Envision Group: „Wie sollen wir den Planeten mit Energie versorgen? Die Welt braucht einen Ersatz für Kohle, Gas und Öl und ein neues Stromnetz.“

Wind- und Solarenergie erreichen Gleichwertigkeit mit Kohle, während Batteriespeicher viele der gasbetriebenen Bereiche des Energiesystems ersetzen und Wasserstoff und Batterien Öl verdrängen. Inzwischen machen sporadische Nachfrage und häufige Ladezyklen von Millionen von Elektrofahrzeugen gekoppelt mit nicht kontinuierlicher Versorgung aus erneuerbaren Quellen weltweit ein neues Stromnetz erforderlich, wie Lei Zhang ausführte. „Es geht um Konnektivität und Balance. Das alte Netz kann das nicht leisten“, bekräftigte er.

Das neue Netz wird, Lei zufolge, ein ‚AIoT-Netz‘ (Artificial Intelligence of Things) sein, das künstliche Intelligenz, IoT, genauere Wettervorhersagen und Big-Data-Analytik verwendet, um Energieversorgung und -bedarf zu synchronisieren und die Erstellung virtueller Kraftwerke zu ermöglichen. Er hob die Leistungen seiner Firma in Singapur hervor, wo 40% des Energiebedarfs aus Heizung, Belüftung und Klimaanlagen (Heating, Ventilation & Air Conditioning − HVAC) herrühren.

„Das kann eine sehr effektive, flexible Auslastung werden, wenn jedes HVAC-System zu einem automatischen Energiehändler wird, der Energie bei niedriger Nachfrage kauft und in Spitzenzeiten flexibel verkauft“, ergänzte er. 

Digitale Technologie hat die Wirtschaft bereits transformiert, betonte Evans. „Der Veränderungsprozess wird sich wahrscheinlich noch beschleunigen. Technologie muss bei der Forcierung nachhaltiger Lösungen eine zentrale Rolle spielen.“

Weitere Informationen

Corporate sustainability

Netto-Null